Das perfekte Exemplar der bayerischen Lederhose

Das perfekte Exemplar der bayerischen Lederhose

Das perfekte Exemplar der bayerischen Lederhose

Auf dem Oktoberfest eine Lederhose zu tragen, ist natürlich keine Pflicht. Aber eine verdammt gute Idee. Denn kaum ein Kleidungsstück strahlt mehr Sex-Appeal aus. Das Problem: Was viele Männer da an den Oberschenkeln kleben haben, hat die Bezeichnung Lederhose nicht verdient: billiges Leder, schlechter Schnitt, kitschige Stickereien. Was die perfekte bayerische Lederhose ausmacht? Der Playboy klärt auf.

Die perfekte bayerische Lederhose könne man gar nicht kaufen, werden Ihnen alteingesessene Wiesn-Haudegen erzählen, die könne man nur erben. Ein Jahrzehnte altes Familienstück müsse es sein, am besten eines, in dem schon der Großvater Hirsche gejagt hat und der Vater später im Bierzelt die Hasen. Lassen Sie sich von grauen Herren nicht entmutigen: Wenn Sie ein paar einfache Tipps beachten, können Sie die perfekte Lederhose durchaus auch käuflich erwerben. Die müssen sie dann zwar noch ein wenig eintragen – damit sie so gelebt und verwegen aussieht, wie sie es soll –, dafür riecht sie aber besser als die alten Dinger.

Das Material der perfekten bayerischen Lederhose

„Die perfekte Lederhose ist aus sämisch gegerbtem Hirschleder“, sagt Markus Meindl. Der 40-Jährige ist der kreative Kopf des bayerischen Familienunternehmens Meindl, gilt in der Modebranche als Lederhosen-Papst und hat in seinem Leben mehr Hirschhäute in der Hand gehabt als Oliver Kahn Fußbälle. „Sämisch gegerbtes Hirschleder ist atmungsaktiv, saugfähig und fühlt sich an wie eine zweite Haut“, sagt er. „Außerdem entwickelt es über Jahre den für eine Krachlederne typischen speckigen Glanz.“ Auf das Material achten sollten sie auch bei den Knöpfen ihrer Lederhose: Die sollten aus Hirschhorn sein.

Der Schnitt der perfekten bayerischen Lederhose

Anders als bei der Wahl des Leders gibt es hier verschiedene Optionen: Kniebundhosen sind erlaubt, verleihen dem Träger meist aber den Sex-Appeal eines Studienrats im Wanderurlaub. Besser und zeitlos schön: die kniefreie Lederhose. Am besten natürlich maßgeschneidert. „Hosen von der Stange sind prinzipiell auch okay“, sagt Experte Meindl, „aber wenn man eine findet, die passt, sollte man sie sofort mitnehmen, denn jede Lederhose ist ein bisschen anders.“ Wichtig: Die Hose sollte beim Kauf eng anliegen, da sich das Leder durchs Tragen ausdehnt.

Die Stickerei der perfekten bayerischen Lederhose

Wagen Sie keine allzu großen Experimente. Klassische Motive sind Eichen- oder Weinlaub, klassische Farben sind Hellgrün, Moosgrün oder Gelb. Finger weg von blauen Enzian-Stickereien oder Edelweiß-Firlefanz. Und auf die Idee, sich Totenköpfe oder sonstige Tattoo-Motive auf die Hose sticken zu lassen, wären Sie ja ohnehin nicht gekommen – oder? Klar ist auch: Der wahre Kenner trägt nur handbestickte Hosen.

Die Accessoires der perfekten bayerischen Lederhose

In die Messertasche an der rechten Seite gehört eigentlich der „Nicker“, ein Jagdmesser mit einem Schaft aus Gams- oder Hirschhorn. Auf die Wiesn gehen Sie aber besser unbewaffnet. Hosenträger sind natürlich erlaubt, aber kein Muss. Damit die Hose hält, können Sie auch einen Ledergürtel mit großer Schnalle benutzen.

Die Pflege der perfekten bayerischen Lederhose

„Eigentlich muss man sie nicht pflegen, tragen reicht“, sagt Meindl. Ein paar Tipps hat er dann aber doch: 1. Regelmäßig lüften. 2. Zum Lagern an einem luftdurchlässigen Ort aufhängen (nicht zusammenlegen). 3. Nie in die chemische Reinigung geben – sondern gegebenenfalls per Hand und mit Kern- oder Schmierseife selber waschen.

Der Preis der perfekten bayerischen Lederhose

Meindl empfiehlt, mindestens um die 800 Euro zu investieren. „Dafür bekommt man eine hirschlederne, sämisch gegerbte, maschinenbestickte Hose, mit der man überall gut aussieht.“ Wer eine handbestickte bayerische Lederhose will, muss in etwa mit dem doppelten Preis rechnen.

Autor: Alexander Neumann-Delbarre