Party ohne Promille
Alkoholfreie Drinks sind uns in der Fastenzeit einen Test wert. Slavena Korsun von der Berliner „Zeroliq“-Bar erklärt den Trend der neuen Rauschlosigkeit.
Playboy: Frau Korsun, was bestelle ich in einer alkoholfreien Bar?
Korsun: Bier, Wein und Cocktails, nur alkoholfrei. Wir sind keine Saftbar. Cola und Smoothies gibt es bei uns nicht.
Wie haben Sie Ihre Karte aufgestellt?
Wir wollten keine klassischen Drinks vortäuschen, das wären sogenannte Mocktails. Stattdessen haben wir mit Mixologen zusammengearbeitet, um neue Drinks zu kreieren. Und wir mussten viel testen und wegschütten. Sie glauben nicht, wie viel schlechten alkoholfreien Wein es gibt.
Wie entsteht alkoholfreier Wein?
Meistens wird der Alkohol im Vakuum entzogen. Voraussetzung ist dabei, dass der Ausgangswein sehr gut ist. Einige Gäste haben mir schon gesagt, dass ihnen die Weine ohne Alkohol sogar noch besser schmecken, weil sie die länger genießen können. Denn oft schmeckt man ja nach zwei, drei Gläsern keine Unterschiede mehr. Bei uns dagegen behält man einen klaren Kopf und den Geschmackssinn.
Kommt an einem Abend ohne Alkohol überhaupt Stimmung auf?
Selbstverständlich! Sie werden auf den ersten Blick keinen Unterschied sehen zu einer normalen Bar. Wir legen bewusst großen Wert auf das Ambiente: dunkle Wände, Holzmöbel, Pflanzen, die von der Decke hängen. Optisch wirken wir wie eine typische Berliner Bar, in der es sehr kommunikativ zugeht. Die Gäste kommen wegen des Genusses, die wollen was ausprobieren. Das sind keine Moralisten oder Langweiler.
Also sitzen bei Ihnen nicht nur schwangere Frauen und strenggläubige Muslime?
Nein, gar nicht! (Lacht) Vielleicht muss ich an dieser Stelle hinzufügen, dass wir nicht ganz ohne Alkohol auskommen, denn als alkoholfrei gelten Getränke bis zu einem Anteil von 0,5 Prozent. Sie sind also nicht für trockene Alkoholiker geeignet. Typische Gäste sind eher Leute aus der Start-up-Szene, die vielleicht am nächsten Tag ein wichtiges Meeting haben, oder Künstler. Ein Gast hat mir erzählt, er komponiere gerade ein wichtiges Musikstück und möchte in dieser Phase weniger Alkohol trinken. Wir haben außerdem ein sehr internationales Publikum.
Wie erklären Sie sich dieses Interesse?
Ich glaube, dass gerade die junge Generation Alkohol immer kritischer sieht. Sie brauchen ihn nicht, um mit anderen Menschen einen schönen Abend zu verbringen. Dahinter steckt vielleicht auch so ein Bedürfnis, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, minimalistischer zu leben, den eigenen Konsum zu hinterfragen. Tagsüber machen sie Sport und essen eine gesunde Bowl – und abends bestellen sie bei uns gesunde Drinks.
Ganz schön viel Selbstoptimierung. Gehört ein kleiner Schwips nicht auch mal ab und zu dazu?
Ja klar, aber dafür gibt es doch genügend andere Bars, die wirklich tolle Angebote haben. Wir erweitern mit unserer alkoholfreien Bar einfach die Auswahl.
Autor: Philipp Nowotny