Scheidungen retten Männerleben

Scheidungen retten Männerleben

„Scheidungen retten Männerleben“

Die Kriminalpsychologin LYDIA BENECKE über den aktuellen BOOM DER TRUE-CRIME-FORMATE im TV und in (Hör-)Büchern – und welche Gesichter das Böse bei Männern und Frauen in der Realität zeigt.

Die Kriminalpsychologin Lydia Benecke sieht den aktuellen Boom von True-Crime-Formaten im Fernsehen und (Hör-)Büchern in der wachsenden Spannung der Frage begründet, wie und warum Menschen zu Gewalttätern werden. „Im Vergleich zu früher gibt es heute sehr viel mehr Medien. Und damit auch sehr viel mehr realen Erzählstoff“, sagte die 39-Jährige Kriminalexpertin und Autorin im Interview mit dem PLAYBOY.

Andererseits sei das Leben „heute bereits viel sicherer als noch in den 70er-, 80er- oder 90er-Jahren“. Damit wächst ein wichtiges Faszinosum des Bösen für die Zuschauer, das Lydia Benecke mit den Worten beschreibt: „Sie fragen sich, was das für Menschen sind, wie sie so werden – und vielleicht noch, wie sie diese erkennen könnten.“ So fallen nach Beneckes Darstellung mittlerweile durch gesellschaftlichen Fortschritt zunehmend Ursachen für gewalttätiges Verhalten weg, die früher Morde und andere Verbrechen begünstigt hätten – was solche Straftaten heute besonders erklärungsbedürftig und spannend macht.

„Ein Beispiel: Früher gab es sehr viel mehr Tötungsdelikte von Ehefrauen an Ehemännern als heute. Das liegt daran, dass Frauen sich mittlerweile scheiden lassen können und damit andere Auswege aus einer schrecklichen, vielleicht gewaltvollen Beziehung finden. Es gibt heutzutage mit Sicherheit Frauen, die sagen würden, dass sie nie jemanden umbringen könnten, die aber vor 200 Jahren möglicherweise genau das getan hätten. Sie können sich heute gar nicht mehr vorstellen, in so eine ausweglose Situation zu kommen.

Deswegen sage ich immer: Scheidungen retten Männerleben.“ Den größten Fortschritt hin zu mehr zwischenmenschlicher Friedlichkeit und Sicherheit hat Lydia Benecke zufolge der Wandel der Erziehungsmethoden in den vergangenen Jahrzehnten gebracht: „Die beste Straftatenprävention ist, dass man Kinder davor schützt, misshandelt zu werden. Seit man Kinder nicht mehr schlagen darf, gibt es in der Folgegeneration deutlich weniger schwere Straftaten.“

Autor: Playboy Redaktion